Das Zelten unter Nordlichtern ist ein unvergessliches Erlebnis - wenn auch ein etwas kaltes...

Zelten bei Kälte – diese Tipps halten dich warm!

In Zelten by Naddl7 Comments

Zelten bei Kälte - diese Tipps halten dich warm!

„Habt ihr heute Nacht nicht gefroren? Es war doch sicher kalt im Zelt!“
In kälteren Gefilden ist das wahrscheinlich eine der beliebtesten Fragen, die man als Zeltfreund morgens von seinen Nachbarn gestellt bekommt. Meistens dann, während man gerade dick eingepackt zur Toilette spaziert und sie relaxt mit einem heißen Kaffee aus ihren beheizten Wohnmobilen klettern. Häufig schieben sie dann eilig als Erklärung für die Frage ein „Es hat ja immerhin Frost gehabt…“ hinterher.

Natürlich gibt es dann als waschechter Camper nur eine logische Reaktion: ein betont lässiges Schulterzucken und ein leicht fragender Blick, um schließlich selbstbewusst zu erklären, dass man von den nächtlichen Frosttemperaturen absolut nichts mitbekommen hat – selbst dann, wenn man sich gestern Nacht vor Kälte in den Schlaf gebibbert hat und gerade einen neidischen Blick in den kuscheligen Innenraum des Campers wirft (ist das etwa ein Fernseher?).

Klar, Zelten bei Kälte kann man nicht mit einer Nacht im Wellnesshotel vergleichen, dennoch hat es seinen ganz eigenen Reiz. Außerhalb der Saison hat man die schönsten Flecken der Erde meistens für sich allein und das Outdoorerlebnis ist ungemein größer als bei sommerlichen Temperaturen. Aber natürlich ist man auch ein bisschen stolz. Ein bisschen stolz, seine Komfortzone verlassen und dem inneren Schweinehund mal gelassen den Mittelfinger gezeigt zu haben. Yes we can!

People don´t notice whether it´s winter or summer when they´re happy.Anton Chekhov

„Ach, gutes Equipment ist alles!“ Klingt etwas abgedroschen? Stimmt aber tatsächlich! Mit dem richtigen Material schnurrst du selbst in der Arktis wie ein Kätzchen im Schlaf. Doch welches Campingequipment hält dich überhaupt warm? Und was ist, wenn man nicht über Schlafsäcke mit Komfortbereichen bis -20°C verfügt? Im folgenden Beitrag haben wir unsere Erfahrungen über das Zelten bei Kälte zusammengestellt und zeigen dir ein paar Tricks, wie man günstig und schnell für zusätzliche Wärme sorgen kann. Zu 100% getestet von zwei Frostbeulen, die ihr Zelt gerne außerhalb der Saison im hohen Norden Norwegens, in Schwedisch-Lappland, in den albanischen Alpen, den Gletscherlandschaften Kanadas oder unter einem sternenklaren Himmel in der Wüste Botswanas aufbauen!


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Kälte ist relativ!

Klingt auch schon wieder abgedroschen? Stimmt aber ebenfalls! Jeder Mensch hat ein anderes Kälteempfinden. So frieren Frauen zum Beispiel schneller als Männer. Das liegt daran, dass der Körper eines Mannes statistisch gesehen zu 40 % aus Muskeln (Muskeln produzieren Wärme) besteht, während der Körper einer Frau nur über 15 bis 25 % Muskelmasse verfügt. Die individuelle Kälteempfindlichkeit hängt außerdem von der Dicke des Unterhautfettgewebes, dem Blutdruck und Gesundheitszustand ab. Außerdem kann man sich an Kälte tatsächlich gewöhnen. So sind zum Beispiel Menschen aus Island (man denke nur mal an die hübsche Hildur aus der Arla® Skyr Werbung) deutlich weniger kälteempfindlich als Menschen aus Ägypten. Das Kälteempfinden wird je nach Umgebung trainiert und entwickelt andere Toleranzgrenzen.

Das Zelten unter Nordlichtern ist ein unvergessliches Erlebnis - wenn auch ein etwas kaltes...
Zelten bei Kälte: Campen unter Nordlichtern ist ein unvergessliches Erlebnis… (Berlevag, Norwegen)

Zelten bei Kälte: Was ist denn eigentlich „gutes“ Equipment?

Wie oben schon beschrieben, ist das richtige Equipment fast der wichtigste Faktor beim Campen in frostigen Temperaturen. Um beim Zelten ganz sicher nicht zu frieren, brauchst du eigentlich nur in den nächsten Outdoorshop deines Vertrauens spazieren. Das sollte im Idealfall der kleine Laden in der Umgebung sein – mit Verkäufern oder Besitzern, die ihre Artikel tatsächlich selber benutzen. Und zwar draußen auf dem Berg und nicht in der Stadt! Ansonsten können wir dir nicht garantieren, dass du letztendlich nicht einfach nur viel Geld ausgeben wirst, um dich anschließend dann doch in den Schlaf zu zittern. Doch welche speziellen Anforderungen an das Material habe ich eigentlich, wenn ich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zum Zelten gehe? Und muss es immer die teure und schwere Himalaya-Expeditionsausrüstung sein?

Die feuchten Nebelnächte auf den Lofotenbergen waren besonders kalt...
Wenn der feuchte Nebel die Berge der Lofoten hochkroch, wurde es nachts besonders kalt im Zelt (Fageraskaret Pass, Norwegen).

Das Zelt – euer Wind -und Regenschutz!

100% geeignet für Camping bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und niedriger ist nur ein 4-Jahreszeiten Zelt. Das ist allerdings deutlich schwerer und teurer als vergleichbare Sommermodelle. Bist du jedoch auch in nördlicheren Breitengraden oder außerhalb des Sommers unterwegs, dann sollte es mindestens ein doppelwandiges 3-Jahreszeiten Zelt sein. Nur so bietet es Schutz vor andauernden Regenschauern und starken Wind. Zusammen mit geeigneten Schlafsäcken und Isomatten kann ein solches Modell auch absolut ausreichend für das Wintercamping bis -5°C sein. Wir haben das MSR Muttha Hubba NX 3*, das bei verhältnismäßig geringem Gewicht immer noch groß genug für uns und unsere Rucksäcke ist (denn die sollten bei Kälte und Nässe ebenfalls Platz im Zelt haben). Update: nachdem die Ausläufer von Hurrikan „Lorenzo“ das Gestänge unseres Muttha Hubba in Schottland ziemlich verbogen haben, sind wir auf das Orion lll Extreme* von Exped umgestiegen. Manchmal braucht es eben auch ein wenig Sturmfestigkeit! Der Hurrikan hat mit Windgeschwindigkeiten bis zu 120 km/h allerdings auch eine Extremsituation für unser kleines Muttha Hubba dargestellt – in Kanada oder am Nordkap hat es uns bisher treue Dienste geleistet!

Bei kalten Temperaturen sollte es schon ein doppelwandiges 3-Jahreszeiten Zelt sein!
Zelten bei Kälte: ein doppelwandiges 3-Jahreszeiten Zelt sollte es schon sein! (Finnmark, Norwegen)

Der Schlafsack – Kunst oder Natur?

Der Schlafsack ist das vielleicht wichtigste Utensil, um euch in kalten Nächten warmzuhalten. Seine Wärmeleistung erreicht er durch kleine Zwischenräume, in denen Luft eine Isolierschicht bildet. Je weniger eurer kostbaren Körperwärme nach außen dringt, desto wärmer ist es im Inneren eures Schlafsacks.
Dabei kann man Schlafsäcke eigentlich in zwei Kategorien einteilen: Füllung mit Daune oder Füllung mit Kunstfaser.

Daune

Die Daune hat die Vorteile, dass sie leicht, sehr warm und extrem bauschfähig ist. So entfalten die Schlafsäcke eine unglaubliche Wärmeleistung, nachdem man sie aus den sehr kompakten Packsäcken herausgeholt hat. Doch neben den oftmals höheren Preisen hat sie einen weiteren gravierenden Nachteil gegenüber der Kunstfaser: die Daune hasst Feuchtigkeit! Wird sie nass (und da reicht auch schon eine Nebelnacht oder Morgentau), verklumpt sie. Ohne die luftgefüllten Zwischenräume verliert der Schlafsack seine Isolierung und ihr damit Körperwärme. Ein Grund, weshalb wir Nebel beim Zelten mittlerweile mehr fürchten als Schnee.

Doch nicht nur Feuchtigkeit von Außen führt zu einer verringerten Wärmeleistung des Daunenschlafsacks. Der Mensch verliert nachts bis zu 2 L Flüssigkeit. Funktionsunterwäsche* und ein zusätzlicher Vapour Barrier Liner* (auch einzeln als Hüttenschlafsack zu verwenden) helfen, dich in der Nacht trocken zu halten. Daunenschlafsäcke gibt es meistens mit Enten -oder Gänsedaunen. Gänsedaunen sind größer als Entendaunen. Dadurch schützen sie dich besser vor Kälte, was sich allerdings auch im Preis bemerkbar macht.

Kunstfaser

Der Kunstfaser hingegen kann Feuchtigkeit nichts anhaben. Sie ist häufig günstiger und für viele Naturliebhaber aus Tierschutzgründen alternativlos. Dafür hat sie aber eine deutlich kürzere Lebensdauer und wird als nicht so flauschig und warm wie die Daune empfunden. Außerdem ist sie im Vergleich schwerer und lässt sich nicht ganz so kompakt verpacken. Beide Modelle gibt es mittlerweile aber in verschiedenen Varianten und in unterschiedlichen Qualitäten. Moderne Schlafsäcke besitzen teilweise imprägnierte Daunen, die nicht so anfällig gegenüber Feuchtigkeit sind oder bauschfähigere Kunstfasern mit Komfortbereichen bis -20°C.

Komfortbereich oder Grenzbereich?

Ach so, Komfortbereich: das ist übrigens der Wert, auf den du bei dem Kauf deines Schlafsacks achten solltest. Er kennzeichnet die Temperatur, bis zu der man gerade noch so komfortabel im jeweiligen Schlafsack übernachten kann. Der obere Grenzbereich ist die Temperatur, ab der man anfängt zu schwitzen, wohingegen der untere Grenzbereich den Wert angibt, bei der man schon eine recht unruhige, fröstelige Nacht verbringt. Schlaflosigkeit ist ein Hauptproblem beim Zelten bei Kälte. Schnell verkrampft man sich und wacht bei jeder kleinsten Bewegung auf, da kalte Luft in den Sack strömt. Der Extrembereich kennzeichnet die Temperatur, bei der du mit etwas Glück noch deine Gliedmaßen behalten darfst. Hier ist mit starker Unterkühlung zu rechnen! Wie oben schon beschrieben, haben Männer und Frauen ein unterschiedliches Kälteempfinden, dem bei diesen Angaben ebenfalls Rechnung zu tragen ist! Ich rechne für mich nochmal großzügige 2°C auf die angegebenen Temperaturgrenzwerte drauf.

Nordlichter über dem Campingplatz in Årrenjarka
Kalt, aber auch schön: Zelten unter Nordlichtern in Årrenjarka, Schweden

Welchen Schlafsack verwenden wir selbst?

Wir hatten übrigens jahrelang den Millet Base Camp* (ist mittlerweile nicht mehr lieferbar) mit einem Komfortbereich bis 2°C. Ein solider Daunenschlafsack, der vor allem mit  einem ordentlichen Preis-Leistungsverhältnis punktet. Im ersten Jahr waren wir im Oktober mit dem Schlafsack in British Columbia (Kanada) unterwegs und haben vier Wochen lang zwischen Gletschern und Bergseen gezeltet. Selbst Temperaturen um die Frostgrenze herum (2°C bis -2°C) haben uns dank ein paar zusätzlichen Wärmetricks nichts ausgemacht.

4 Jahre später im September in Norwegen sah das Ganze bei vergleichbaren Temperaturen schon anders aus. Trotz guter Pflege (auf Bergzeit.de findet ihr Pflegehinweise) haben unsere Schlafsäcke wortwörtlich Federn gelassen. Nun sind die Daunen nicht mehr gleichmäßig in den Kammern verteilt, so dass die Isolation an diesen Stellen natürlich nicht mehr gegeben ist. Für uns ein Grund, in einen neuen Schlafsack mit höherer Wärmeleistung zu investieren. Hier geben die Bauschkraft (in cuin) und das Verhältnis Daunen zu Federn (z.B. 95/5) einen Hinweis auf die Qualität des Schlafsacks.

Mittlerweile haben wir deutlich mehr Geld in die Hand genommen und uns ein bisschen Wärme „erkauft“. Bis jetzt haben wir die Anschaffung des Bloody Mary* von Valandre aber noch keine Sekunde bereut! Ein wundervoll flauschiger, warmer und leichter Schlafsack, der so kuschelig ist, dass wir ihn morgens einfach nie verlassen wollen! Andere sehr gute Daunenschlafsäcke in dem Komfortbereich um -5°C sind der YETI – V.I.B. 800* oder der Mountain Equipment – Glacier 1000*.

Solche Ausblicke sind im Mai meistens mit einer sehr kalten Nacht verbunden (Zeinisee, Österreich)
Solche Ausblicke sind im Mai meistens mit einer sehr kalten Nacht verbunden (Zeinisee, Österreich).

Die Isomatte – ein nicht zu unterschätzender Wärmespender!

Wie man sich bettet, so liegt man… Das bezieht sich jedoch nicht nur auf den Komfort, sondern auch auf die Wärmeisolierung. Wir haben anfangs ganz klar die Kälte von unten unterschätzt. Doch dadurch, dass man auf seinem Schlafsack liegt und so die Daunenfüllung zusammenpresst, ist die Matte die einzige Schicht zwischen dir und dem eventuell frostharten Boden. Eine gute Wärmeleistung wird mit Füllmaterial erzielt. Hier gilt die Faustregel: je dicker die Matte und je mehr Füllmaterial, desto besser isoliert sie. Natürlich wieder auf Kosten des Preises, Gewichts und Packmaßes.

Als leichte Ausführung haben wir die Norrsken Isomatte von Vaude mit Primaloft-Füllung (leider nicht mehr lieferbar -> wurde durch die Performance 7 von Vaude* ersetzt). Bei einem geringen Gewicht und kleinem Packmaß isoliert sie schon sehr zuverlässig. Für kältere Tage, an denen das Packmaß nicht die wichtigste Rolle spielt, haben wir uns die komfortablere Synmat 9* von Exped zugelegt. Die gibt es sogar mit einer eingebauten Luftpumpe, damit die feuchte Atemluft das Füllmaterial nicht verklumpen und die Matte nicht von innen schimmeln lässt.

Zelten bei Kälte: auch eine Nacht in der Wüste kann sehr sehr kalt werden... (Makgadikgadi Pan, Botswana)
Auch eine Nacht in der Wüste kann überraschend frisch werden… (Makgadikgadi Pan, Botswana)

Das Kopfkissen – gönn dir etwas Kuscheligkeit!

Ein besonderes Kopfkissen ist nicht unbedingt notwendig, um der Kälte im Zelt zu trotzen. Und doch sorgt ein kuscheliges Kissen für etwas Komfort und Wohligkeit in kalten einsamen Nächten. Wir haben die Schaumstoff-Reisekissen* von Therm-a-Rest und sind so zufrieden mit ihnen, dass wir sie manchmal sogar auf Bergtouren mitschleppen. Eine leichte Alternative ist ein Kopfkissenbezug oder ein T-Shirt, in das man Kleidungsstücke stopfen kann. Aufblasbare Modelle haben uns bisher noch nie glücklich gemacht!

Tipps für das Zelten bei Kälte: eine günstige Alumatte kann für zusätzliche Isolierung von unten sorgen!
Eine günstige Alumatte sorgt für zusätzliche Isolierung von unten.

Das Tarp – so bleibt ihr beim Kochen trocken!

Ein Tarp hat ebenfalls nur indirekt etwas mit Wärme zu tun. Doch in nördlichen Breitengraden ist die Chance auf tagelange Regenschauer einfach ungleich höher als auf der Südhalbkugel. Kochen, Packen, Abwaschen, Chillen… Unter einer Plane kann man dem Regen trotzig ins Gesicht lachen. Wir haben recht lange nach einem großen Tarp gesucht, unter dem wir sitzen, kochen und essen können. Fündig sind wir damals mit dem Backpacker Annex von Eureka geworden. Eine Anschaffung, die sich schon in vielen kalten, regnerischen Nächten ausbezahlt hat. Durch das hohe Gewicht und riesige Packmaß ist es jedoch eindeutig nur für Komfort-Zeltreisen geeignet, bei denen man nicht zu Fuß unterwegs ist! Gute Alternativen zu dem mittlerweile ausverkauften Backpacker Annex sind das HILLEBERG – Tarp 20 UL* oder das RAB – Siltarp 3*.

Unter einem Tarp könnt ihr kochen, essen, chillen - bei andauernden Regenschauern eine echte Wohltat!
Unter einem Tarp könnt ihr kochen, essen, chillen – bei andauernden Regenschauern eine echte Wohltat! (Senja, Norwegen)

Zelten bei Kälte: Tipps und Tricks für zusätzliche Wärme in kalten Zeltnächten

Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an hochwertigem Campingzubehör, das auch in sehr kalten Nächten für einen erholsamen Schlaf beim Zelten sorgt. Doch nicht jeder kann oder will sich anfangs eine teure Winterausrüstung leisten. Vielleicht reist ihr aber auch in Länder, die sehr starken klimatischen Schwankungen ausgesetzt sind. Da nimmt man nicht immer den dicksten Daunenschlafsack mit Komfortbereichen bis -20°C mit. Auf der klassischen USA Südwest-Route können die Temperaturen locker von 46°C (Death Valley) bis -2°C (Grand Canyon) schwanken. Wir haben selber schon im dicksten Schnee am Grand Canyon gezeltet und die darauffolgende Nacht bei 30°C im Joshua Tree Nationalpark verbracht. Mit den folgenden Tricks zeigen wir dir, wie du unabhängig vom Equipment für zusätzliche Wärme beim Zelten sorgen kannst.

Frost auf dem Zelt? Mit unseren Tipps ist das kein Problem mehr!
Frost auf dem Zelt? Mit unseren Tipps ist das kein Problem mehr! (Glacier NP, USA)
  • Die absolute Regel Nr. 1: Vor dem Schlafen solltest du unbedingt noch mal zum Klo gehen! Etwas, das beim Zelten sowieso sinnvoll ist, in kalten Nächten aber nochmal eine ganz besondere Bedeutung bekommt. Eine volle Blase wird vom Körper warm gehalten – Energie, die du nun aber dringend für deine Extremitäten benötigst. Außerdem will sich bei frostigen Temperaturen wirklich niemand mehr aus seinem kuscheligen Schlafsack pellen und zum Klohäuschen spazieren.
  • Vermeide es auszukühlen!
    Zieh dich bei sinkenden Temperaturen unbedingt früh genug warm an! Laufe nochmal auf der Stelle, bevor du ins Zelt kriechst. Bist du erstmal ausgekühlt, wird es für den Körper schwieriger dich wieder auf Temperatur zu bringen.
  • Essen nicht vergessen! So schwer es auch fällt, das Gemüse mit Handschuhen zu schnippeln: eine vollwertige Mahlzeit spendet Energie und die braucht der Körper, um dich warm zu halten!
  • Bau dir eine Wärmflasche! Mit einer Nalgene Trinkflasche* kannst du an den Quellen dein Wasser wieder auffüllen. Befüllst du sie vor dem Zubettgehen mit heißem Wasser aus dem Wasserhahn oder alternativ vom Campingkocher (wir haben auch schon öfter mal das heiße Nudelwasser verwendet), sorgt sie im Schlafsack für einige warme Stunden. Vor allem bei kalten Füßen bekommt das Wort „Luxus“ so eine vollkommen neue Bedeutung. Du solltest allerdings sichergehen, dass sie dicht verschlossen ist!
  • Manche Menschen schwören auf eine Gaslampe* im Zelt, die kurzzeitig zu einer Temperaturerhöhung führt. Für uns sind Feuerquellen jeglicher Art im Zelt jedoch keine Option, weshalb wir den Tipp noch nie ausprobiert haben. Wir hängen an unserem Leben!
  • „Ich habe Feuer gemacht!“ In einigen Ländern wie Kanada oder Norwegen findet man häufig Feuerstellen an den Campingplätzen. Das hat einen guten Grund! Auf einem Lagerfeuer kannst du nicht nur kochen, es hilft auch gegen vorzeitiges Auskühlen bevor du in deinen Schlafsack schlüpfst.
  • Mittlerweile gibt es fast alle Schlafsäcke in zwei Ausführungen, bei denen der Reißverschluss entweder links oder rechts angebracht ist. Kauft man zwei gleiche Modelle mit gegenläufigen Reißverschlüssen (mit L oder R gekennzeichnet), so lassen sich diese zu einem großen Schlafsack verbinden. Ein tolles Konzept, bei dem das Kuscheln auch während dem Zelten bei Kälte nicht zu kurz kommen muss. In kalten Nächten kann zudem die Körperwärme des Partners als Heizung dienen. Wir haben mittlerweile jedoch festgestellt, dass wir bei extremer Kälte lieber einzeln schlafen. Zu Zweit kann man das Halsband einfach nicht eng genug schließen (vorausgesetzt, man möchte morgens nicht neben dem nach Luft japsenden Partner aufwachen). So strömt bei jeder Bewegung kalte Luft in den Schlafsack. Man dreht sich um, der Partner stöhnt entnervt und dreht sich ebenfalls, es wird noch kälter… Kurzum: ein Teufelskreis, der vielleicht die Gemüter, jedoch nicht die Körper erhitzt!
  • Der beste Schlafsack bringt nur etwas, wenn er richtig verwendet wird. Hier sollte man bedenken, dass ein Schlafsack durch Isolierung wärmt. Daher solltest du ihn komplett schließen und das Halsband vollständig zuziehen, damit warme Luft nicht entweichen und kalte Luft nicht wieder einströmen kann.
  • Bei Daunenschlafsäcken hilft es, wenn man sie mindestens eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen aus dem Packsack holt und zusätzlich mit den Händen aufbauscht. So können sich die gequetschten Daunen wieder ausbreiten und für eine dickere Isolierschicht sorgen. Wer viel Platz hat, kann die Schlafsäcke auch in großen Netzbeuteln* anstelle der kleinen Nylonpacksäcke transportieren (z.B. im Auto). Eine lange Lagerung in den Packsäcken wird generell nicht empfohlen, um die Bauschkraft der Daune zu schützen.
  • Eine zusätzliche Decke locker über die Schlafsäcke gelegt, kann bei nasskalten Nächten bewirken, dass die Daune trocken und bauschig bleibt. Die Decke aber wirklich nicht zu fest um den Schlafsack wickeln, da sie sonst die Daune platt drückt.
  • Wenn die Isomatte nicht ausreichend isoliert, kann eine günstige Alumatte* weiterhelfen. In besonders kalten Norwegennächten hat sie unter unseren dünnen Norrsken-Matten wahre Wunder bewirkt.
  • Knapp 10% der Körperwärme verliert der Mensch über den Kopf. Da der aber immer ein wenig aus dem Schlafsack guckt, ist der nächste Tipp eigentlich mehr als logisch: Zieh deine Mütze beim Schlafen auf und schnür die Kapuze des Schlafsacks richtig zu!
  • In einen ausreichend isolierten Schlafsack kriecht man am besten hüllenlos. So kann die Körperwärme ungehindert und schnell die zusätzliche Luft im Schlafsack erhitzen. Reicht der Komfortbereich des Schlafsacks aber nicht aus, dann hilft nur eine zusätzliche Isolierschicht, damit wir die nützliche Körperwärme nicht verlieren. Hier ist eine gute Funktionsunterwäsche* Gold wert. Ist das immer noch nicht ausreichend, kann man die Hohlräume mit weiteren Kleidungsstücken ausfüllen.
  • Vor unserer spätherbstlichen Trekkingtour in Schwedisch-Lappland habe ich für den Notfall Thermopads (Zehenwärmer)* eingepackt, die ich irgendwann mal geschenkt bekommen hatte. Als ich total durchgefroren und erschöpft in meinen Schlafsack geschlüpft bin und gemerkt habe, dass ich das Fußende einfach nicht warm bekomme (die meisten Frauen werden verstehen, was ich meine), war für mich der Notfall erreicht ;). Nachdem ich sie auf meine Wandersocken geklebt hatte, war es schlagartig vorbei mit der Kälte. Meine Füße und der untere Teil vom Schlafsack wurden sofort wunderbar warm und der Effekt hielt bis zum nächsten Morgen an. Sie sind leider weder günstig noch nachhaltig, aber ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich mich ein bisschen in sie verliebt habe…
Zelten bei Kälte: auch wenn es manchmal schwerfällt - ein vollwertiges Essen spendet Energie und Wärme!
Auch wenn es manchmal schwerfällt – eine vollwertige Mahlzeit spendet Energie und Wärme!

Fazit: Zelten bei Kälte

Wer es kompakt und leicht braucht, benötigt in kalten Gefilden einfach eine qualitativ hochwertige Ausrüstung. Ein geringes Gewicht trotz Wärmeleistung bedeutet Funktion und die hat meistens ihren Preis. Das gleiche gilt für Alle, die wochenlang in der Kälte oder bei extremen Temperaturbereichen (<-2°C) unterwegs sind. Für alle anderen sollte es mindestens ein Schlafsack mit Komfortbereich bis 2°C und eine dünne Isomatte mit Füllmaterial sein. Kombiniert mit unseren Tipps lachst du den Campervan -und Wohnmobilreisenden demnächst selbstbewusst und entspannt ins Gesicht, wenn du morgens nach einer kalten Nacht aus deinem Zelt klettert!

>> Lust auf Camping im kalten Norden? Wie wäre es mit einer Wanderung zur Munkebu Hut mit Zelt auf den Lofoten oder Zelten unter Nordlichtern in Årrenjarka (Schwedisch-Lappland)?

>> Du brauchst weitere Tipps fürs Zelten? Wie wäre es mit unseren Tipps gegen Insekten und Spinnen im Zelt?

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Comments

  1. Hi ihr Zwei,

    danke für die vielen Tipps! Das MSR Hubber steht bei uns auch in der engeren Auswahl, als Schlafsack würde ich eher zum Kunstfaser-Schlafsack tendieren, durch die angesprochenen Nachteile mit der Feuchtigkeit. Bei -5 Grad Außentempratur haben wir auch noch zusätzlich einen Poncho über uns gelegt und der hat tatsächlich noch etwas gegen die kalte Luft abgeschirmt.

    Liebe Grüße,
    Jan

    1. Author

      Hi Jan,

      vielen Dank für deinen Kommentar! :) Das Hubbha ist echt geräumig, obwohl es so ein kleines Packmaß hat. Manchmal stört uns aber, dass man zuerst das Innenzelt aufbauen muss. Bei starkem Regen kann das wirklich nerven… Das mit dem Poncho ist eine gute Idee! Das wird im Schottland-Urlaub ausprobiert! :)

      Liebe Grüße,
      Nadine

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