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Vom Meer in die Berge der Lofoten – die Wanderung zur Munkebu Hut im Überblick
Die 4,5 km lange, mittelschwere Wanderung zur Munkebu Hut (410 Meter) ist sehr beliebt, so dass ihr in der Hauptreisezeit höchstwahrscheinlich nicht alleine auf dem Wanderweg unterwegs sein werdet. Dennoch solltet ihr die circa dreistündige Wanderung zur Hütte nicht unterschätzen. Wie auf den meisten Touren in Norwegen müsst ihr auch hier mit sehr rutschigen, matschigen Passagen rechnen. Zudem müssen an einer steilen Stelle einige glatte Felsplatten mithilfe von Drahtseilen überwunden werden. Doch genau das macht auch den Reiz dieser kurzen, aber äußerst abwechslungsreichen Wanderung aus.
Über hohe Felsstufen und durch sumpfiges Gelände geht es an mehreren Seen, die wie eine Kaskade zusammenhängen, stetig bergauf. Die Aussicht wird alle hundert Meter nur noch überwältigender, bis wir schließlich über mehrere Seen in den Fjord von Moskenes und bei schönem Wetter sogar bis zum Festland nach Bodø blicken können. Oben angekommen erwartet uns eine Landschaft, wie man sie sonst nur aus Filmen kennt: grüne Fjellhänge wechseln sich mit weißem Wollgras, braunem Sumpf, tiefblauen Seen, der roten Munkebu Hut und grauen Lofotengipfeln ab. Dies ist sicher eine der landschaftlich eindrucksvollsten Wanderungen, die wir je unternommen haben!
Sicherheit beim Wandern und Zelten an der Munkebu Hut
Vom Wetter und anderen Schwierigkeiten auf den Lofoten
Über die Gipfelhöhen der Lofoten können Wanderer, die häufig in den Alpen unterwegs sind, häufig nur müde lächeln. Doch Vorsicht: die Lofoten sind auf keinen Fall zu unterschätzen! Beachtet, dass der Startpunkt der Wanderungen fast immer auf Meereshöhe liegt. Außerdem sind die Wanderwege in Norwegen bei Weitem nicht so gut ausgebaut wie wir es von Deutschland oder Österreich gewohnt sind. Durch das feuchte Wetter sind die ohnehin steilen Wege häufig extrem matschig und rutschig. In höheren Lagen wird das Gelände sehr schnell unwegsam, die Wege sind dann häufig nicht mehr zu erkennen und ähneln eher Kletter -als Wandertouren. Zusammen mit plötzlich auftretendem Nebel und schlechter Netzabdeckung kann hier eine vermeintlich einfache Wanderung schnell sehr anspruchsvoll werden. Die Wanderung zur Munkebu Hut wird häufig als „moderat“ angegeben, mit dem Zelt auf dem Rücken stimmen wir der Klassifizierung definitiv zu!
Ausrüstung
Aus den oben genannten Gründen sind feste, knöchelhohe Wanderschuhe und gute Wetterschutzkleidung absolut zu empfehlen! Wanderstöcke können oftmals bei der Balance im matschigen Gelände behilflich sein. Außerdem empfehlen wir wie immer gutes Kartenmaterial* oder ein GPS-Gerät*, ein Erste-Hilfe-Set* und gute Stirnlampen*!
Wenn ihr in der Nähe der Munkebu Hut Zelten möchtet, solltet ihr gutes Campingequipment nicht vergessen. Im September hatten wir ein 3-Jahreszeiten-Zelt, Daunenschlafsäcke mit einer Komforttemperatur bis 2°C (hätten auch -5°C sein können ;)) und Isomatten mit Primaloft-Füllung dabei. Beim Wildcamping sind zudem ein Kocher, ausreichend Proviant und Wasser, sowie warme Kleidung und eine Stirnlampe empfehlenswert. Vor einer Nacht in den Bergen solltet ihr unbedingt den Wetterbericht studieren und euren Schlafplatz passend zur Prognose auswählen – oder eben gar nicht erst losziehen! Tipps, wie ihr euch bei Kälte im Zelt warmhalten könnt, findet ihr hier auf unserem Blog!
Die wichtigsten Informationen zu der Wanderung mit Zelt
Anreise und Parken
Von Reine kommend folgen wir der E10 nach Moskenes/Sørvågen. Knapp 1,5 km hinter Moskenes erreichen wir den Sørvågvatnet in Sørvågen. Direkt hinter dem See biegen wir rechts auf eine kleine Straße ab (Schild „Tindstinden Hike Trailhead“ beachten) und kommen zu einem kleinen Parkplatz mit einer öffentlichen Toilette. Von hier startet unsere Wanderung zur Munkebu Hut!
Zelten/Übernachten an der Munkebu Hut
In den Sommermonaten kann es an der Munkebu Hut schon mal recht voll werden. Wir waren Mitte September in der Nebensaison unterwegs und mussten uns die Gegend mit sechs anderen Zelten teilen. Das Areal rund um die Hütte ist allerdings so weitläufig und eben, dass es hier auf jeden Fall ausreichend Zeltplätze für eine ungestörte Nacht gibt. Das Wasser in den Seen hat Trinkwasserqualität und die umliegenden Berggipfel bieten weitere Möglichkeiten, sein Zelt aufzubauen. Mitglieder des DNT oder anderer Alpenvereine können übrigens auch in der schönen Munkebu Hut übernachten.
Die beste Jahreszeit
Mit der richtigen Ausrüstung ist die Wanderung das ganze Jahr über möglich. Schneefreie Bedingungen hat man meistens zwischen Mai – September. In den Sommermonaten Juni, Juli und August ist die Munkebu Hut ein sehr beliebtes und belebtes Ziel. Einsamkeit, Nordlichter, aber auch wechselhafteres Wetter findet man in der Nebensaison in den Monaten September und Oktober!
Einkehrmöglichkeiten auf der Wanderung
Wie fast überall in Norwegen, gibt es auch auf dieser Tour keine Einkehrmöglichkeit, so dass ausreichend Proviant mitgeführt werden muss!
Die Route zur Munkebu Hut auf Outdooractive
Die Route und die GPX-Daten für euer Smartphone oder GPS-Gerät findet ihr auf Outdooractive.
Unser Wanderbericht zur Munkebu Hut mit Zelt im Detail
Nordlichter in Ramberg und die Fahrt nach Sorvagen
Nachdem wir die Nacht auf dem Campingplatz in Ramberg verbracht und vor lauter Nordlichter-Staunen (in unserem Beitrag „Norwegen: magische Orte für Nordlichter“ findet ihr ganz viele Fotos und Informationen zum Spotten von Nordlichtern) kaum ein Auge zugemacht haben, starten wir mittags zu unserer ersten Wanderung mit Zelt auf den Lofoten. Auf dem Weg zum Trailhead treffen wir einen Motorradfahrer, den wir auf der Fähre von Bodo nach Moskenes kennengelernt hatten. Er hat auf dem Campingplatz in Moskenes übernachtet und berichtet uns, er hätte die Nordlichter nur sehr schwach erahnen können. Als wir das hören, sind wir ziemlich froh, abends doch noch den weiten Weg nach Ramberg unternommen zu haben. Wir hatten aufgrund der nord-westlichen Ausrichtung von Ramberg auf intensivere Nordlichter gehofft und wurden nicht enttäuscht. Hey, auch wir machen mal was richtig und deshalb hier unser Tipp an euch: nördlich oder mindestens westlich ausgerichtete Übernachtungsplätze rocken bei der Nordlichtsuche! :)
Die Wanderung von Sørvågen zum Stuvdalsvatnet
Wir parken in Sørvågen auf dem kleinen Wanderparkplatz neben dem Sørvågvatnet See, der offensichtlich gerne als Wildcampingplatz benutzt wird. Von hier aus geht es am Wasserfall vorbei gleich stetig bergauf. Es nieselt etwas, so dass unzählige kleine Rinnsale über den Weg und die angrenzenden Hügel plätschern. Als wir zum Stuvdalsvatnet kommen, teilt sich der Weg. Hier biegen wir nicht nach links zum Tindstinden ab, sondern folgen dem Munkebu-Stig am See entlang. Am Ende des Sees treffen wir auf eine kleine Hütte. Schilder weisen daraufhin, dass das Schwimmen im See verboten ist, da sie als Trinkwasserquelle verwendet werden.
Wir steigen weiter auf, bis wir vor einem steilen Felsen mit Drahtseilsicherungen stehen. Uff, mit unserem schwerem Gepäck wird das kein Spaziergang werden… Unsere Füße gegen den Felsen gestemmt, ziehen wir uns an dem Seil nach oben. Durch den Regen ist die Felsplatte extrem glatt geworden und ehe ich mich versehe, sind meine Füße auch schon weggerutscht und ich liege auf allen Vieren am Boden. Ohne schweres Gepäck und bei trockenem Wetter ist diese Passage aber sicher kein allzu großes Problem! Als wir das steile Stück hinter uns gelassen haben, drehen wir uns um und genießen den Blick über die unter uns liegenden Seen bis zum Meer.
Hier bauen wir unser Zelt auf!
Links von uns schiebt sich jetzt der längliche Tridalsvatnet ins Bild, während sich rechts von uns der spitze Grasgipfel vom Djupfjordheia erhebt. Wir überlegen, ob wir an seinem Fjellhang unser Zelt aufbauen sollen, da der Blick von oben sicher atemberaubend ist. Weil die Sonne aber schon tief über den Bergen der Lofoten steht, entscheiden wir uns für die Weiterwanderung und einen Sonnenuntergang an der Munkebu Hut. Dazu halten wir uns nach links und passieren einige matschige Passagen und winzige Seen. Schließlich stehen wir vor dem großen Fjerddalsvatnet und suchen uns einen ebenen Wiesenplatz für unser Zelt.
Wow, wie leicht man sich fühlt, wenn man endlich den schweren Rucksack losgeworden ist! Wir bauen unser Zelt auf, schmeißen unsere Rucksäcke hinein und machen uns auf den Weg zur Munkebu Hut. Ohne Rucksack habe ich das Gefühl, ich könnte noch locker auf den Gipfel des Munken hochfliegen! Vielleicht ist „Lightweight“ doch eine ernstzunehmende Option für die nächsten Touren? Als wir an der Hütte ankommen, verschwindet die Sonne schon hinter den umliegenden Bergen und färbt den Himmel langsam aber sicher in einen warmen Farbton.
An der Munkebu Hut
Die Landschaft ist unglaublich schön, atemberaubend, nicht von dieser Welt… Vor uns liegt, umgeben von schroffen Gipfeln, ein kleiner strahlendblauer See mit der idyllischen roten Munkebu Hut. Kann Natur kitschiger sein? Links neben uns liegen die drei Seen Fjerddalsvatnet, Tennesvatnet und Krokvatnet auf unterschiedlichen Höhen. Hinter ihnen ragen weitere schroffe Lofotengipfel in den Himmel. Hinter dem langgezogenen Tennesvatnet erkennt man zudem den Forsfjorden, ein tiefblauer Fjord, der bis nach Reine reicht.
Die untergehende Sonne taucht den Himmel in warme Farben und wir genießen sprachlos dieses Farbenspiel der Natur. Egal in welche Richtung wir unsere Blicke schweifen lassen – wir sind umgeben von einer unwirklich schönen Landschaft. Langsam wandern wir zu unserem Zelt zurück, um noch möglichst im Hellen zu kochen. Der Himmel leuchtet mittlerweile in strahlenden Rot-, Gelb- und Grüntönen und als uns schließlich ein kleiner Hase am Zelt besucht, sind wir vollends überzeugt, dass wir unsere Reispfanne in diesem Moment auf keinen Fall mit einem Besuch im Sternerestaurant tauschen möchten!
Die Nacht im Zelt
Leider zieht sich der Himmel mittlerweile mehr und mehr zu, so dass unsere Hoffnung sinkt, heute Nacht Nordlichter beobachten zu können. Tatsächlich fängt es sogar noch an zu nieseln. Etwas enttäuscht kuscheln wir uns in unsere Schlafsäcke und lauschen den Regentropfen auf unserem Zelt. Vielleicht wird die Wolkendecke heute nochmal ganz kurz aufziehen und etwas von dem grünen tanzenden Licht durchlassen – doch da werden wir schon tief und fest schlafen…
Der Abstieg
Als ich am Morgen aus unserem Zelt linse (das ist immer das Erste, was ich nach dem Aufwachen beim Wildcampen mache), blicke ich in einen strahlendblauen Himmel. Eingekuschelt in unsere Schlafsäcke genießen wir unser Frühstück mit Blick über die drei großen Seen Fjerddalsvatnet, Tennesvatnet und Krokvatnet. Schließlich steigen wir über den Hinweg auch wieder hinab und werden dabei tatsächlich nochmal von einem ausgiebigen Regenschauer überrascht. Auch okay, so fällt uns der Abschied von der atemberaubenden Landschaft rund um die Munkebu Hut nicht ganz so schwer. Doch als wir endlich im trockenen, warmen Auto sitzen, sind wir etwas ratlos: was machen wir jetzt mit dem angebrochenen regnerischen Tag? Ach, was soll´s? Der norwegische Wetterdienst www.yr.no meint, dass es in einer Stunde aufhören wird zu regnen! Regensachen an, frische Klamotten und Lebensmittel in den Rucksack geworfen und ab geht´s auf eine weitere Wanderung mit Zelt am Kvalvika Beach! Eine Tour, die uns ebenfalls noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird!
Unser Fazit: Wanderung zur Munkebu Hut mit Zelt
Die Wanderung zur Munkebu Hut mit Zelt gehört sicher zu den schönsten Kurztouren, die wir jemals gemacht haben. Wie fast überall auf den Lofoten handelt es sich zwar um eine einfache Streckenwanderung mit viel Matsch und Schlamm, aber die Landschaft ist einfach atemberaubend. Mit Zelt habt ihr zudem zu der richtigen Jahreszeit eine gute Chance auf Nordlichter – die Lichtverschmutzung ist hier oben äußerst gering und der Blick reicht in fast jede Richtung bis zum Horizont. Wer noch mehr Lofotenberge erklimmen möchte, kann zusätzlich die nebenstehenden Gipfel des Djupfjordheia, Tindstinden, Hermannsdalstinden oder Munken besteigen. Weitere wunderschöne Wanderungen findet ihr bei Cody Duncan, dessen eBooks wir jedem Lofoten-Reisenden nur wärmstens ans Herz legen können!
>> Unser Highlight auf dem Weg von Oslo zu den Lofoten: Dovrefjell – auf den Spuren der Moschusochsen
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Comments
Wieder einmal sehr schön geschrieben und die Bilder sind der Wahnsinn! Auf die Lofoten will ich unbedingt auch noch und diese Wanderung steht ab jetzt auf meiner Liste!
Hallo Hanna, vielen Dank für deinen lieben Kommentar! Die Landschaft der Lofoten ist einfach der Wahnsinn und wir haben auch noch ein paar Wanderungen offen, wegen denen wir unbedingt nochmal zurückkommen müssen… ☺
Schöne Bilder von der Tour zur Munkebu (auf deutsch : Mönchshütte), in der man übrgens gut übernachten kann. Sie ist mit einer guten Küche und Schlafräumen ausgestattet. Man benötigt nur einen Hüttenschlafsack und Proviant.
Empfehle von der Hütte neben dem Munken auch den Gipfel des Hermannsdaltinden zu besuchen. Auch die Aufstiege zur Hütte vom Djupsfjorden und vom Kraftwerk am Forsfjorden sind schön.
Hallo Volker,
vielen Dank für deine tollen Tipps! Sollte es dieses Jahr wider Erwarten noch auf die Lofoten gehen, dann werden wir sie gerne beherzigen. Ansonsten nächstes Jahr… ;)
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