Cook Strait
Nachdem wir das Auto wie angewiesen geparkt haben, werden wir nach oben geleitet (während der Überfahrt ist ein Aufenthalt auf den Parkdecks nicht gestattet). Die Interislander-Fähre ist ein großes, modernes Schiff mit Kino, Restaurant, einer Lounge und Stewards (heißen die auf einem Boot auch so?). Wir suchen uns einen Sitzplatz auf dem Observatory Deck „The Lookout“. Von hier hat man einen tollen und vor allem warmen Blick über das Heck des Schiffes und die dahinterliegende Landschaft. Als wir in die Cook Strait fahren, hält mich aber nichts mehr auf meinem komfortablen Sitz. Die Fahrt mit dem großen Schiff durch die engen Sounds ist atemberaubend und eigentlich schon eine Sehenswürdigkeit für sich. All diese grünen, unbewohnten Hügel, umspült von der im Sonnenlicht unnatürlich blau-türkis schimmerden See, lassen uns erahnen was die Marlborough Sounds noch zu bieten haben. Muschelfarmen, Fischerboote und wenige private Grundstücke erscheinen in unserem Blickwinkel, als ein Mädchen neben mir aufgeregt aufs Meer zeigt. Delfine! Ein paar Mal springen sie wie zur Begrüßung aus dem Wasser. Leider schaffe ich es in der Aufregung nicht, sie auf einem Foto festzuhalten…
Picton
Als wir schließlich Picton erreichen, fängt es wieder an zu regnen. Gggrrrr, noch nicht mal einen Fuß auf die Südinsel gesetzt und schon geht es weiter wie in den vorherigen zwei Wochen. Wir kaufen beim Bäcker ein Vollkornbrot (das in deutschen Gefilden eher als Weißbrot mit Körnerdeko durchgehen würde), picknicken im Auto mit Blick auf den regnerischen Hafen und fahren dann weiter Richtung French Pass/Elaine Bay.
Queen Charlotte Drive
Auf dem Queen Charlotte Drive sind die Auswirkungen des Erdbebens noch deutlich zu sehen (hier kannst du nachlesen, wie wir die Ausläufer erlebt haben). An vielen Stellen ist die Straße abgerutscht, der Asphalt aufgebrochen oder Erdrutsche haben die linke Fahrbahn verschüttet. Durch die Überflutungen der vorletzten Nacht zeigen sich die Sounds in einem schlammigen Braun statt dem gewohnten Türkis. Dennoch eine wunderschöne Landschaft, deren Charme sich auch trotz dieser Schäden problemlos erkennen lässt (hier findest du einen Online-Bericht über die Auswirkungen des 7.8 Erdbebens).
Vor Havelock spazieren wir den Cullen Point Coastal Track entlang, wo wir kalifornische Schopfwachteln (California Quail) finden. Die sind so witzig! Ihre skurrile Frisur wackelt bei jedem Schritt seltsam vor und zurück. Der knapp einstündige Walk liefert tolle Ausblicke über Havelock und den Pelorus Sound. Bei klarer Sicht und blauer See eine schöne Abwechslung vom Autofahren. Bei Regen und einer braunen See auch ganz nett.
Auf dem State Highway geht es weiter zum Pelorus Bridge Scenic Reserve, unserem nächsten Zwischenstopp. Hier gibt es Fledermäuse, allerhand Vögel, den klaren (und kalten) Pelorus Fluss, einen anscheinend schönen Campingplatz und verschiedene Wanderoptionen. Wir entscheiden uns für den Tôtara Walk.
Elaine Bay
Weiter geht es zur Elaine Bay, unserem heutigen Endreiseziel. Der dortige DOC Campingplatz liegt mitten in der Bucht und ist damit quasi der Stadtpark von Elaine Bay. Mit seinen gerade einmal 20 Stellplätzen ohne Strom und dem Toilettenhäuschen wird er in der Hauptsaison wohl häufig von Anglern frequentiert. Im Moment stehen wir aber mutterseelenallein auf der gepflegten Zeltwiese direkt am Meer. Einige recht große, moderne Häuser sind um die Bucht herum verteilt. Die meisten scheinen allerdings Ferienhäuser zu sein, die momentan leerstehen. Es sind keine weiteren Autos und keine anderen Menschen zu sehen, bis jetzt scheinen wir die Einzigen hier zu sein.
Archer Track
Wir bauen unser Zelt direkt am pittoresken Bootsteg auf, bevor wir mit unserem Fotoequipment in Richtung Archer Track losziehen. Am Hafen biegen wir rechts von der Hauptstaße auf einen alten Forstweg ab. Der Weg ist stark zugewachsen und auch hier ist an vielen Stellen der Hang herabgerutscht. Nachdem wir den kleinen Wald durchquert haben, bekommen wir einen ersten Blick auf Elaine Bay und Pelorus Sound. Die Aussicht raubt uns den Atem. So haben wir uns Neuseeland immer vorgestellt! Eine Bucht mit vorgelagerten Inseln und einsamen Sandstränden, mit einem Meer, so glatt wie ein Babypopo und einem satten Nadelwald am Küstenrand. Nach weiteren Metern liegt der ebenfalls malerische Tennyson Inlet vor uns. Die Aussicht ist absolut beeindruckend und ohne den Hauch einer Infrastruktur.
Während wir es uns zum Sonnenuntergang gemütlich machen, springen ein paar große blaue Fische aus dem Wasser. Zu klein für Delfine, zu groß für Dorsch –> eventuell Kingfish??? (für Tipps sind wir dankbar!). Da unsere Kamera ab jetzt die Arbeit übernimmt, stoßen wir mit einem Bier auf den ersten Südinsel-Tag an. Diese Landschaft ist ganz nach unserem Geschmack und wir freuen uns schon wahnsinnig auf den French Pass.
Was war das für ein Geräusch?
Während wir im Dunkeln mit unserem kleinen Taschenlampenlicht Richtung Zelt schlendern, knackt es plötzlich ziemlich laut im Gebüsch neben uns. Was war das? Hektisch leuchten wir die Bäume ab. Oh man, diese leerstehenden Häuser und Boote in der Bucht wirken jetzt fast ein wenig unheimlich. Da! Schon wieder! Um was auch immer es sich handelt, es scheint groß und nah zu sein! Ein weiteres Knacken, ein weiteres Leuchten und dann finden wir die Ursache: zwei große Kulleraugen blitzen im Schein unserer Lampe auf. Sie gehören einem großen braunen, kuscheligen Possum! Och jee, wie süß! Fuchskusus (Possums) gelten in Neuseeland als Plage, da die aus Australien importierten Beuteltiere heimische Bäume zerstören und sich an den Eiern der Kiwis vergreifen. Durch das Fehlen natürlicher Fressfeinde besitzt das Land anscheinend eine Possumpopulation von über 70 Millionen, was etwa der 20 fachen Menge an Einwohnern entspricht. Aber nichtsdestotrotz: wir finden sie einfach unglaublich niedlich! :)
Meeresleuchten & Mondaufgang
Als wir schließlich an unserem Zelt ankommen, stellen wir fest, dass wir Nachbarn bekommen haben. Es handelt sich um ein supernettes schottisches Pärchen, das gerade mit seinem ersten Work & Travel Jahr begonnen hat. Wir quatschen und trinken noch bis spät in die Nacht mit den Beiden. Sie sind es auch, die uns auf das Meeresleuchten aufmerksam machen. Eine türkise Biolumineszenz im Wasser, die durch Berührungen von Kleinstlebewesen ausgelöst wird. Wir haben diese Lichterscheinungen schon mal in Olympos (Türkei) und beim Nachttauchgang vor Gili Trawangan gesehen, aber sie faszinieren uns jedes Mal wieder aufs Neue! Glücklich kuscheln wir uns schließlich in unsere Schlafsäcke ein und beobachten, wie der Mond langsam über dem Wasser aufgeht…
Wie ging es weiter?