Erdbeben – doch nicht immer alltäglich in Neuseeland?
Ich wecke Stefan und erkläre ihm kurz was passiert ist. So schnell habe ich ihn nach dem Aufwachen echt noch nie auf den Beinen gesehen (sollte ich mir vielleicht als Weckmethode für spätere Tage merken). Zusammen stöbern wir in den Online-News von Neuseeland. Anscheinend hat gestern Nacht ein schweres Erdbeben mit einer Stärke von 7,8 Christchurch erschüttert und dort, in Kaikoura und Wellington schwere Schäden hinterlassen. An der gesamten Ostküste besteht akute Tsunamigefahr. Die Ausläufer und auch zahlreichen Nachbeben waren wohl in ganz Neuseeland zu spüren, während wir nichtsahnend in unserem kleinen Zelt direkt an der Küste schliefen. Sogar der gestern von uns besuchte Elephant Rock soll dabei seinen Rüssel verloren haben (lies hier unseren Blogbeitrag Neuseeland Tag 16 – Tongaporutu und wie die Erde bebte…).
Okay okay, wir sind hier aber nicht an der Ost-, sondern an der Westküste der Nordinsel und noch dazu auf einem ziemlich komfortablen Holidaypark, der uns sicher bei Tsunamigefahr gewarnt hätte. Zudem liegt dieser Caravanpark mitten in New Plymouth mit bester Netzabdeckung! Wo wären wir bei einer Naturkatastrophe also besser aufgehoben als hier? Unseren eigentlichen Plan, heute Richtung Wellington zu den Putangirua Pinnacles zu fahren und dort auf dem wunderschönen DOC Campingplatz ohne Handyempfang und Strom (dafür aber direkt in Küstennähe) zu übernachten, verwerfen wir jetzt allerdings schnell… Davon mal abgesehen, dass die Straßen um Wellington zum Teil gesperrt sind und von unnötigen Autofahrten abgeraten wird.
Was genau ist passiert?
Zum Glück geht unsere Fähre zur Südinsel erst in drei Tagen, so dass wir einfach noch eine zusätzliche Nacht auf unserem derzeitigen Campingplatz buchen. Nach dem Frühstück fängt es erneut an stark zu regnen und so lässt sich der Mount Taranaki heute natürlich wieder nicht blicken. Da brauchen wir bei dem dichten Nebel definitiv nicht hochfahren und wandern. Angesichts des Dauerregens und des Erdbebens darf sich unsere Entdeckermotivation ruhig mal einen Tag Pause gönnen und so zappen wir uns in der komfortablen TV Lounge unseres Campingresorts erstmal durch die Erdbebennews. Kaikoura ist vollständig von der Aussenwelt abgeschnitten, Wellingtons Innenstadt gesperrt, die Infrastruktur im Hafen schwer beschädigt und Christchurch berichtet von neuen Zerstörungen in der Innenstadt. Zwei Menschen sind durch das Erdbeben ums Leben gekommen.
Besuch am Frühstückstisch…
Die guten und schlechten Seiten beim Camping
Wir kuscheln uns erstmal im Zelt ein und gucken einen Film. Zu dem starken Regen gesellt sich jetzt auch noch ein ziemlich heftiger Sturm, der unser kleines Heim gewaltig durchrüttelt. Damit unsere Sachen im Auto nicht komplett durchnässen, muss Stefan auf seine besten Kletterkünste zurückgreifen, als er vom vollgepackten Innenraum aus versucht an unsere warmen Klamotten und die Lebensmittel im Kofferraum zu gelangen. „Hey, willst du ein Bier?“ Ein Blick sagt mehr als tausend Worte: heute muss es der teure Wein aus Marlborough sein, den wir uns eigentlich für besondere Abende zurückgelegt hatten…
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Während wir in der modernen, großen Campingküche kochen, kommen circa 15 ältere neuseeländische Gäste inklusive Buttercremetorte, Hähnchen, Pommes und viel Wein und ein junges deutsches Work & Travel Pärchen herein. Während der Regen an die Scheiben prescht, sitzen wir noch lange zusammen, diskutieren, lachen, trinken und futtern die Reste weg… ;) Ja, das war definitiv der richtige Abend für unseren Wein!
Wie ging es weiter?
Von New Plymouth nach Wellington (NZ 18)
15. November 2016
Tja, wir wagen es jetzt mal... Trotz der knapp 100 Nachbeben des letzten Tages machen wir uns auf den Weg nach Wellington. Durch die starken Regenfälle und Beben der letzten Nacht kam es zu mehreren starken Erdrutschen, so dass ein Großteil der Straßen und Highways im Süden gesperrt ist.