Berat bei Nacht

Berat – Sehenswürdigkeiten in Albaniens schönster Stadt!

In Albanien, Balkan, Europa by Naddl4 Comments

Berat ist sicher eine der schönsten, wenn nicht sogar DIE schönste Stadt von Albanien. Das Besondere sind ihre historischen weißen Gebäude mit den außergewöhnlichen Dach- und Schornsteinformen, die dazu führten, dass die Stadt 2008 zum UNESCO Welterbe ernannt wurde. Wir hätten ewig durch die verwinkelten, engen Gassen bummeln können. Ihr plant einen Roadtrip durch Albanien? Dann solltet ihr die Stadt der tausend Fenster auf keinen Fall verpassen! In unserem Blogbeitrag haben wir alle Informationen zu einem Kurztrip und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Berat zusammengefasst.

Berat bei Nacht
Berat bei Nacht

Berat gilt als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Albaniens

Das knapp 60 000 Einwohner starke Berat liegt 100 km südlich von Tirana am breiten Osum Fluss. Schon 1961 wurde sie zur Museumsstadt erklärt und steht seitdem unter besonderem Schutz. So sind in den drei Altstadt-Quartieren Mangalem, Gorica und Kalaja Neubauten untersagt. Das Stadtbild ist geprägt durch die typische osmanische Architektur, die auch in Gjirokastra oder Ohrid zu sehen ist. Durch ihre Vielzahl an Moscheen, Kirchen und den typischen weißen Häusern mit ihren nach Südosten ausgerichteten „tausend Fenstern“ gilt Berat als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Albaniens. Seit 2008 steht es zudem auf der UNESCO Welterbeliste.

Berat - die Stadt der tausend Fenster
Berat wird auch als Stadt der tausend Fenster bezeichnet

Die Geschichte von Berat

Die Verteilung der Moscheen, die sich vorwiegend in Mangalem befinden und der orthodoxen Kirchen (hauptsächlich in Gorica) macht auch heute noch klar, dass Berat ein Paradebeispiel für die Koexistenz verschiedener Kulturen und Religionen war. Im 5. Jahrhundert wurde der bedeutende Handelsort zum Bischofssitz im Byzantischen Reich. Nach dem Zusammenbruch der Byzanz gelangen vorwiegend albanische Familien an die Macht, bis die Stadt 1417 osmanisch wurde.

Leider musste Berat nach einem verheerenden Erdbeben 1851 neu aufgebaut werden. Während der osmanischen Zeit war es Christen jedoch weiterhin gestattet, innerhalb der Stadtmauern wohnen zu bleiben, so dass auch die Kirchen weiterhin genutzt und instand gehalten wurden. 1961 erklärte die sozialistische Partei Berat als Museumsstadt, was sie vor der Zerstörung der religiösen Gebäude bewahrte. So ist die Stadt heute beispielhaft für die gelebte religiöse Toleranz von Albanien.

Blick über Berat
Was man dank des Sonnenuntergangs nicht sehen kann: auf den Hügeln hinter Berat sind die Buchstaben NEVER zu lesen. Hier stand einmal zu Ehren des sozialististischen Diktators ENVER (Hoxha). Die beiden ersten Buchstaben aus Stein wurden als eine Art Mahnmal nach Ende des sozialistischen Regimes getauscht.

Berat bietet außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten

8 km vor der Stadt liegt der kleine, familiäre Campingplatz Camping Caravan Berat. Es ist der einzige Campingplatz in der Umgebung. Hier könnt ihr euer Auto parken und bequem mit dem Minibus oder Taxi nach Berat fahren. Der Platz ist top gepflegt und verfügt über sehr saubere, komfortable Sanitäreinrichtungen und sogar ein kleines Restaurant. Die Besitzerin und ihre Familie sind unglaublich liebenswerte und gastfreundliche Menschen.

Etwas Besonderes ist sicher auch eine Nacht in einer der gemütlichen Pensionen im Stadtzentrum. Das sehr gut ausgestattete Hotel Onufri bietet einen tollen Blick auf die Altstadthäuser. Die Zimmer des mittelalterlich dekorierten Hotels Nasho Vruho sind urgemütlich und außergewöhnlich liebevoll eingerichtet. Der Panoramablick von der Dachterrasse des Hotels Vila Aleksander ist einzigartig! Berat Backpackers vermietet drei Mehrbettzimmer und fünf Doppelzimmer zu günstigen Preisen in einem über 250 Jahre alten Steinhaus in Gorica. Wir haben auf dem Wachtturm eine englische Touristin getroffen, die so begeistert von der Atmosphäre in dem Hostel war, dass sie glatt ein paar Tage länger blieb als geplant!

Festungsmauer von Berat
Die Festungsmauer von Berat umgibt den gesamten Burgberg Kalaja

Restaurants und kulinarische Highlights in Berat

Eine beliebte Freizeitbeschäftigung in Albanien ist der Xhiro, der abendliche Spaziergang. Pünktlich zum Sonnenuntergang holen Jung und Alt die guten Klamotten aus dem Schrank, um anschließend über Promenaden zu flanieren oder sich in Cafes zu treffen. In Berat kann man das am besten auf dem prachtvollen Bulevardi Republika beobachten, der erst 2016 neu gestaltet wurde. Wahnsinn, wie viel hier abends los ist! Das sollte man sich nicht entgehen lassen!

Berat ist bekannt für seine guten Trauben. Interessierte sollten unbedingt beim Weingut Cobo stoppen, um die lokalen Weine zu probieren. Eine besondere Delikatesse sind selbstgepresste Olivenöle oder Brotaufstriche aus Feigen, Erdbeeren oder Oliven. Die gibt es häufig in den Pensionen oder Restaurants zu kaufen.

Im Restaurant des gleichnamigen Hotels Onufri genießt man beste lokale Speisen wie Vienez (gefülltes Kalbsfleisch mit Käse und Eiern) oder gefüllte Auberginen. Das riesige Restaurant Antigoni hat auch dann noch freie Plätze, wenn die restlichen Lokalitäten schon maßlos überfüllt sind. Das Essen ist nur okay, was die schöne Terrasse mit Aussicht auf Mangalem allerdings wieder ausgleicht. Besser speist man hingegen im Restaurant Wil Dor, das ebenfalls Gerichte der traditionellen Balkanküche wie Moussaka oder Qofte serviert.

Blick über Berat von der Zitadelle
Von der Zitadelle hat man einen schönen Blick über Berat, das Tomorr-Gebirge und die restliche Kalaja

Sehenswürdigkeiten in Berat

Die Burgfestung Kalaja

Das Wahrzeichen der Stadt ist die Burgfestung Kalaja, von der man einen fantastischen Blick auf Berat, den Osum und Gorica hat. Wenn das Kassenhäuschen besetzt ist, kostet es 100 LEK (knapp 1 Euro) Eintritt. Tja, doof nur, wenn man es nicht passend hat und niemand im Umkreis wechseln kann. Dann können selbst 100 LEK schon zuviel sein… ;) Innerhalb der Festung führen verwinkelte Gassen an urigen Steinhäusern, 11 orthodoxen Kirchen und ehemaligen Moscheen vorbei. Ein tolles Fotomotiv ist die kleine Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit (Kisha e Shën Triadhës), die sich wunderschön an den Hang des Burgbergs schmiegt.

Es macht unheimlich viel Spaß die Schilder unbeachtet zu lassen und einfach nur durch das Areal zu bummeln. Hinter jeder Ecke versteckt sich eine Ruine, ein verzierter Torbogen oder ein grandioser Ausblick auf die darunterliegende Stadt. Für viele ist der Besuch des Onufri-Museums mit Werken des Ikonenmalers ein Highlight des Besuchs von Berat. Das Museum befindet sich in der Kathedrale der Heiligen Maria, die noch immer sehr gut erhalten ist. Daneben steht die Blachernenkirche mit einer Ikonenmalerei von Onufris Sohn.

Neben den Ruinen der Roten und Weißen Moschee, die übrigens zu den ältesten Albaniens gehören, fanden wir die Zisterne besonders interessant. Sie wurde noch bis ins 19. Jahrhundert benutzt und fasst bis zu 150 000 Liter Wasser. Die hohen, gefluteten Kellerräume üben eine geradezu unheimliche Faszination aus… Wie viele Räume liegen hier noch im Untergrund? Die Kirche des Heiligen Georg ist leider nicht mehr als solche erkennbar, nachdem man 1980 aus ihr eine Touristenunterkunft der Regierung machte. So büßte die Kirche ihren Glockenturm ein und bekam dafür kurzerhand einen Holzbalkon, wie man ihn von den Wohnhäusern im Stadtzentrum kennt. Seit dem Ende des sozialistischen Regimes finden im Untergeschoss wieder Gottesdienste statt.

Hinter der Kirche führen Schilder zum „Panorama„. Hier verlief früher das Wassersystem und der Wasserturm. Ali Pascha ließ an der Stelle einen Wachtturm bauen, von dem man einen fantastischen Blick auf Berat und dem dahinterliegenden Tomorr-Gebirge (2416m) bekommt. Lange stehen wir hier und beobachten das Bergglühen hinter der rötlich schimmernden Stadt. Auf dem Weg zu der Aussichtskanzel verkaufen Händler lokale Köstlichkeiten wie Obst, Marmelade und Nüsse.

Die Blachernenkirche (Blachernea)
Die Blachernenkirche
Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit (Kisha Shen Triadha)
Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit (Kisha Shen Triadha)
Ruine in Burgfestung (Berat)
Eine der Ruinen in der Burgfestung von Berat
Zisterne in Berat
Die Zisterne war noch bis ins 19. Jahrhundert in Benutzung
Das Innere der Zisterne von Berat
Das Innere der großen Zisterne wirkt geradezu mysteriös
Minarett der Weißen Moschee von Berat
Die Stufen der Minarett-Ruine der Weißen Moschee können immer noch bestiegen werden
Ruine und Minarett der Roten Moschee von Berat
Ruine und Minarett der Roten Moschee
Die Kirche des Heiligen Georg in Berat
Die Kirche des Heiligen Georg wurde 1980 zu einer Touristenpension der sozialistischen Regierung umgebaut
Die Festungsmauern der Kalaja von Berat
Die Festungsmauern der Kalaja
Blick vom Wachtturm über Berat und das Tomorr-Gebirge
Blick über das Stadtzentrum von Berat – im Hintergund das imposante Tomorr-Gebirge

Sehenswürdigkeiten in Mangalem

Mangalem ist der ehemals muslimische Stadtteil unterhalb der Burgfestung und der Grund für die Bezeichnung „Stadt der tausend Fenster„. Die weißen mehrstöckigen Holzhäuser sind alle weiß gekalkt und stehen dicht an dicht am steilen Hang. Ihre großen Fenster sind alle gegen Südosten Richtung Tomorr-Gebirge und Mekka ausgerichtet, so dass man vom gegenüberliegenden Stadtteil Gorika wirklich den Eindruck bekommt, man blicke auf tausend aufeinandergestapelte Fenster. Da Mangalem früher hauptsächlich von Muslimen bewohnt war, stehen hier die am besten erhaltenen Moscheen von Berat, wie z.B. die Junggesellenmoschee und die Königsmoschee, dessen 30 Meter hohes Minarett unter Begleitung bestiegen werden darf.

Die Sheh-Querim-Tekke mit ihrem schönen Innenraum, dem Gebetsraum und dem Grab des Paschas kann ebenfalls besichtigt werden. Weitere wichtige Sehenswürdigkeiten sind die Halvetika-Tekke und das Ethographische Museum, das einen interessanten Einblick in das Leben zur türkischen Zeit vermittelt. Obwohl das Viertel größtenteils muslimisch geprägt ist, versteckt sich selbst hier eine ganz besondere Kirche. Die winzige Kirche des Heiligen Michael scheint geradezu an der steilsten Stelle des Burgberges zu kleben. Viele entdecken sie erst nachts, wenn das riesige beleuchtete Kreuz schon von Weitem auf sie aufmerksam macht.

Stadtviertel Mangalem in Berat
Das Stadtviertel Mangalem ist hauptsächlich muslimisch geprägt
Kirche des Heiligen Michael in Berat
Die winzige Kirche des Heiligen Michael klebt förmlich am Burgberg

Hinter dem Osum – das Stadtviertel Gorica

Nur eine osmanische Steinbrücke (Ura e Gorices) verband das Viertel Gorica auf der anderen Seite des Osum Flusses jahrelang mit der restlichen Stadt, weshalb es von massiven Renovierungen und Neubauten größtenteils verschont blieb. Kleine Gassen, schiefe Häuser und dicht bewachsene Terrassen haben uns an eine laue Sommernacht in einem italienischen Dorf erinnert. Die wichtigste Sehenswürdigkeit ist die Kirche des Heiligen Spiridon von 1864, dessen überdimensionales Kreuz ebenfalls nachts beleuchtet wird. Durch die starke Verkehrsbelastung der alten Steinernen Brücke kam es zu massiven Schäden, die den Bau der vierspurigen Neuen Hängebrücke 2000 erforderlich machten. Sie wird nachts blau beleuchtet und dient als schönes Fotomotiv.

Gorica und der Osum von Oben
Das Stadtviertel Gorica von Oben
Gassen in Gorica (Berat)
Die engen Gassen von Gorica
Typisches Steinhaus in Gorica (Berat)
Typisches Steinhaus in Gorica

Unser Fazit

Da wir lieber in der Natur als in Städten unterwegs sind, waren wir uns zuerst nicht sicher, ob wir tatsächlich in Berat stoppen sollen. Doch auf der Durchreise von Theth zur albanischen Riviera bietet sich die süße Altstadt mit dem tollen Campingplatz einfach perfekt als Zwischenziel an. Ein voller Tag ist ausreichend, um Berat zu erkunden. Wer das Flair allerdings noch etwas länger genießen möchte, kann hier auch ohne Probleme mehrere Tage verbringen, ohne dass ihm langweilig wird. Im Frühjahr wird Berat gerne als Ausgangsort für Raftingtouren im Osum Canyon gewählt. Weitere Ausflüge führen zum Wandern in den Tomorr-Nationalpark, dessen Gipfel häufig noch im Sommer schneebedeckt sind oder zum Sinec Canyon. Also auf nach Berat, das unserer Meinung nach wirklich eine Reise wert ist!

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Comments

  1. Berat ist wirklich eine schöne Stadt! Für alle, die eigentlich wie ihr lieber die Natur als Städte mögen: Nicht weit von Berat beim Dorf Bogovë gibt es einen netten Wasserfall. Den hat man auch manchmal ganz für sich alleine.

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