Neuseeland – ein Resümee aus Campersicht

In Neuseeland, Ozeanien by Naddl6 Comments

Innerhalb von vier Wochen haben wir die Nord -und Südinsel von Neuseeland bereist. Das klingt jetzt erstmal nicht gerade nach Slow Travel, aber gehetzt haben wir uns dabei eigentlich nie gefühlt. Schon im Voraus war uns klar, dass wir so schnell nicht wieder an diesen kleinen Fleck auf der ganz rechten Seite unserer Weltkarte fliegen werden. Deshalb haben wir uns in unseren Reiseplanungen bewusst auf unsere persönlichen Highlights beschränkt. So verzichteten wir zum Beispiel auf die Neuseeland-typischen und häufig angebotenen Adrenalin-Aktivitäten wie Bungee Jumping, Rafting oder Speedboat. Genauso wenig können wir euch von den großen Städten berichten, die wir allenfalls zum Auffüllen unserer Vorräte oder als Erdbeben-Unterschlupf verwendeten.

Coromandel oder Northland? Da mussten wir eine Entscheidung treffen und die fiel schnell auf den entlegeneren und wilderen Teil im Norden. Thermal Wonderland? Nun, wir waren schon im Yellowstone Nationalpark und haben uns deshalb für das „etwas andere“ Waimangu Volcanic Valley entschieden. Um das Wunderland haben wir einen großen Bogen gemacht. Unser Reiseziel: soviel Zeit wie möglich an einsamen Plätzen in der Natur verbringen!

 

Im Nachhinein sind wir beide froh, dass wir sowohl die Nord -als auch die Südinsel besucht haben. So schnell werden wir wohl tatsächlich nicht mehr wiederkommen.
Aber warum? Die Wandermöglichkeiten sind unzählig, die staatlichen Campingplätze sind gepflegt, die I-Site Touristeninformationen stellen eine wahre Wissensquelle dar, alles ist unglaublich gut ausgeschildert. Der Reisende wird hier ohne viel Aufwand sicher von einem Highlight zum nächsten geleitet. Außerdem vereint wohl kein anderes Land eine solche Vielfalt unterschiedlicher Landschaften und Farben. Und trotz unserer Begeisterung für diese einzelnen abwechslungsreichen „Mikro-Landschaften“ hat uns manchmal das große versprochene Naturerlebnis gefehlt. Dabei bringt Neuseeland durch die unzähligen Nationalparks und die dünne Besiedlung die besten Voraussetzungen dafür mit.

 

Beim Reisen mit Zelt lieben wir allerdings besonders die gemeinsamen Abende in unberührter, menschenleerer Natur. Am besten gepaart mit tollem Sternenhimmel, wenig Lichtverschmutzung, Lagerfeuer und wilden Tieren. So wirklich einsam fühlt man sich in Neuseeland jedoch nie. Hier campt man recht häufig dicht an dicht mit anderen (meist deutschen) Touristen (und das auch in der Nebensaison). Das Ganze ging so weit, dass wir am Ende des Urlaubs schon einen richtigen Groll auf zufliegende Bullitüren entwickelt hatten.

Oh jee, das klingt jetzt wirklich meckerig, aber ich schwöre, dass uns das bisher in keinem anderen Land so aufgefallen ist! Feuerstellen sucht man vergebens und die wenigsten Stellplätze bieten einen tollen Ausblick. Das ist in Kanada und USA schon besser gelöst. Hier sind die Stellplätze mit Feuerstellen und Bänken ausgestattet und vor allem so groß und dicht bewachsen, dass man vielerorts das Gefühl verliert, sich diesen Ort mit etlichen anderen Menschen teilen zu müssen. So bieten Kanada, Botswana und Skandinavien einfach ein deutlich größeres Freiheitsgefühl.

 

Geschuldet ist diese Tatsache allerdings uns selbst – den Reisenden. Bis 2011 war es in Neuseeland nämlich an vielen Stellen toleriert, auch ohne Wohnmobil mit Abwassertank und Toilette frei zu stehen. Der starke Zustrom an Touristen führte allerdings zu einer Vermüllung der Picknick -und Rastplätze und damit zu dem Erlass des Freedom Camping Acts. Ein Gesetz, dass das Wildcampen reguliert und an verbotenen Orten unter Strafe stellt. Mittlerweile ist es nahezu unmöglich geworden einen Platz zu finden, an dem kostenloses und freies Zelten noch erlaubt oder toleriert wird. Durch die DOC Campingplätze muss man zwar nicht auf die überteuerten und oft hässlichen Holiday Parks ausweichen, aber die weiterhin ansteigende Zahl der Touristen führt mittlerweile zu einem ziemlichen Gedränge an schönen Plätzen.

Durch Anklicken der einzelnen Punkte unserer Reiseroute gelangt ihr zu den jeweiligen Reiseberichten.

Neuseeland Placeholder
Neuseeland

Nichtsdestotrotz: Neuseeland ist unglaublich facettenreich. Von brodelnden Vulkanen über wilde Strände, eisblaue Gletscherseen, tiefgrüne Regenwälder, feinen Karibiksand und märchenhaften Fjordlandschaften. Hier findet jeder sein ganz persönliches Highlight. Bei Aktivitäten wie Tauchen, Wandern, Bungee Jumping und Whale Watching sollte wirklich für jeden Geschmack was dabei sein. Und auch die endemische Tier-und Vogelwelt bietet immer wieder besondere Momente. Dabei empfanden wir die Südinsel wilder und einsamer als die dichter besiedelte Nordinsel. Neuseeland ist sicher, einfach zu bereisen und erfordert so gut wie keine Vorausplanung. Besonders frischgebackene Familien und Reiseanfänger dürften sich darüber freuen. Irgendwann kommen wir wieder! Aber davor warten noch eine Menge anderer Länder und Abenteuer, die von uns entdeckt werden wollen!

NEW ZEALAND… DON’T EXPECT TOO MUCH – YOU’LL LOVE IT.
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Comments

  1. Liebe Nadine,

    vielen Dank für den offenen und ehrlichen Erfahrungsbericht. Ich muss zugeben, so etwas findet man selten im Netz.
    Als wir Ende 2015 Neuseeland bereist haben, hatte ich unheimlich viel gelesen und geplant. Wir waren ebenfalls schon einige Male in Nordamerika und auf den meisten Seiten und Foren las man immer „Neuseeland, das schönste Land der Erde“. Dementsprechend hoch, waren unsere Erwartungen.

    Als wir dann dort ankamen, waren wir zunächst überfordert. Nicht von dem Linksverkehr, sondern von den relativ schmalen, kurvigen Straßen, für die das große Wohnmobil (welches wir von Nordamerika – Reisen gewöhnt waren) viel zu groß erschien. In vielen Dingen gebe ich dir recht und habe ganz ähnliche Ansichten. Neuseeland ist ein traumhaftes Land, unfassbar abwechslungsreich und ein wahres Outdoorparadies. Da wir mit einem Self-Contained Camper unterwegs waren, haben wir in der Nebensaison wirklich viele Plätze gefunden, wo wir teils ganz alleine standen. Wobei ich dazu sagen muss, dass uns die Problematik mit dem Müll ebenfalls aufgefallen ist. Auf das Autotürenschlagen habe ich gegen Mitte der Reise eine wahre Allergie entwickelt.

    Allerdings fehlte uns auch das gewisse Etwas und es hat nicht zoom gemacht. Wobei das sicher auch daran liegt, dass wir vorab – genauso wie ihr – schon viel gesehen haben und die Erwartungen einfach zu hoch gesteckt waren. Aber wenn man überall ausschließlich nur von positiven Dingen liest, kann das leicht passieren.

    Wer weiß, vielleicht ist es Liebe auf den zweiten Blick, mal abwarten … Irgendwann. Aber wie du schon schreibst, vorher gibt es noch viele andere Reiseziele, die auf dem Plan stehen.

    Viele Grüße und noch einmal danke für den authentischen Bericht.
    Tanja

    1. Author

      Hey Tanja, vielen lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar!

      Ich hoffe, der Beitrag klingt nicht allzu motzig! Wie schon gesagt, Neuseeland ist wirklich ein wunderschönes Land und wenn ich mir im Nachhinein die Fotos ansehe, dann komme ich gleich direkt wieder in Reisestimmung.
      Aber uns ging es eben genau so, wie du so treffend formuliert hast: „es hat nicht „zoom“ gemacht“. Du hast sicher recht, dass es an unseren zu hohen Erwartungen lag. Man fliegt ans Ende der Welt, plant unglaublich lange und liest so viel überragend Positives – dann muss es einfach die Reise des Lebens werden. Da kann man natürlich nur enttäuscht werden.

      Ein wenig hat uns aber auch gestört, dass alles so durchorganisiert ist (zumindest mal die „Must-Sees“ und „Must-Dos“, die vom neuseeländischen Tourismus-Marketing so angepriesen werden). Wir sind echt froh, dass wir das Tongariro Alpine Crossing gemacht haben und diese faszinierende Landschaft mit eigenen Augen sehen durften. Uns war auch vorher klar, dass es voll auf der Strecke wird… Aber als wir schließlich mit dem Shuttle am überfüllten Parkplatz ankamen und mit 1000 Leuten im Gänsemarsch losmarschierten, waren wir doch schon ziemlich baff. So ähnlich ging es uns auch mit dem Milford Sound. Dieses futuristische Hafengebäude mit überdachtem Gehweg irgendwo im Nirgendwo…
      Die touristische Infrastruktur in Neuseeland ist einfach abgefahren, was ja für viele Reisende auch durchaus positiv sein kann. Für uns ging das jedoch zu Lasten des Naturerlebnisses, das uns eben total wichtig ist.

      Ich denke, dass wir das nächste Mal ebenfalls einen Self-Contained Camper mieten und dann konsequent ins Nirgendwo fahren würden. Das habt ihr sicher richtig gemacht, da wir an Orten ohne DOC Platz doch öfter mal mit unserem Zelt auf die ollen Holiday Parks ausweichen mussten. Tongariro, Great Walks und Co. können wir ja dann getrost links liegen lassen und uns auf die Orte konzentrieren, die nicht von 100% Pure New Zealand beworben werden. Zuvor geht es aber vielleicht doch noch ein paar Mal nach Nordamerika oder Skandinavien… ;)

      Liebe Grüße,
      Nadine

  2. Also ich liebe ja Neuseeland über alles. Ich kann aber auch verstehen, warum es Euch und eurer Art zu reisen nicht ganz gefallen hat bzw. ihr andere Vorstellungen hattet. Die schönen Campingplätze mit Feuerstelle und genialer Aussicht sind sicherlich extrem rar. Das liegt aber vermutlich auch daran, dass Neuseeland nicht so riesig ist wie die USA oder Kanada, die einfach auch den nötigen Platz haben, um weitläufige Campgrounds anzulegen. Das man in NZ nicht mehr wildcampen kann ist schade für euch bzw. uns, aber ebenfalls nachvollziehbar: Die meisten Menschen denken einfach nicht nach. Da werden Müll und Fäkalien einfach am Stellplatz zurück gelassen, ohne drüber nachzudenken, was das für Folgen hat. Dieses Verhalten müssen dann alle anderen mit Regularien bezahlen. Der Besucherstrom wird vermutlich nicht abnehmen in Zukunft, daher sehe ich noch keine Verbesserungen. Ich werde aber trotzdem wieder in mein Lieblingsland zurückkehren so oft es nur geht.
    Übrigens: Ich war auch einer dieser Seitentürenzuschieber :) Ist nunmal der einzige Eingang zum hinteren Teil meines Campervans gewesen. Und da ich keine Sandflies innendrin haben wollte, musste die Tür halt jedes Mal direkt wieder zu. Sorry ;-)

    1. Author

      Schwerti, deine Seitentür hätte uns bestimmt nicht gestört. Wir hätten dann aber auch abends ein Bier zusammen getrunken… ;)
      Nee, im Ernst: das stört uns sonst wirklich nie, doch in Neuseeland ist es uns tatsächlich irgendwann negativ aufgefallen – das ist sicherlich der Tatsache geschuldet, dass man hier so dicht beieinander steht ( naja, oder dass wir vielleicht doch nur Vollpfosten als Nachbarn hatten, wer weiß? :P). Warum haben denn aber auch einige Menschen das Bedürfnis, sich direkt mit ihrem Fahrzeug neben ihre Mitcamper zu stellen, obwohl der ganze Campingplatz noch frei ist? Haben die Angst allein im Dunkeln?

      Meinen Beitrag aber auch bitte nicht falsch verstehen (ist vielleicht einer, den ich noch etwas überarbeiten sollte): Neuseeland ist ein tolles Land mit einer genialen Natur! Nur einige Dinge waren halt doch etwas anders als von uns erwartet.

  3. *grml* grad kam schon wieder2x die Error-Meldung und hat meinen Kommentar verhindert.
    Ich find´s ok, dass Du deine Meinung und Erfahrung beschreibst. Ist mir lieber als nur die schönen Seiten hervorzuheben. So bekommen andere Leser ja auch vielleicht nicht all zu hohe Erwartungen von NZ, welches gewiß kein perfektes Reiseland ist. Dann ist der Urlaub doch noch viel schöner, wenn es besser ist als erwartet.
    Und die Vollpfosten-Nachbarn hatte ich auch immer wieder. Komisch, waren meistens deutsche Pärchen ab 40 Jahre und aufwärts, die kaum mal jeman gegrüßt haben außer andere Deutsche. Die standen dann auch immer schön alle beisammen und ich an der anderen Ecke für mich alleine. War mir allemal lieber als die Alternative :)

    1. Author

      Wir versuchen unser Zelt schon immer etwas von den anderen entfernt aufzustellen. Wir sind zwar nicht geräuschempfindlich, aber im Zelt hast du ja wirklich das Gefühl, deine Nachbarn teilen sich die Isomatte mit dir – jeder Schnarcher, jedes Türenschieben… Und mit den eigenen Geräuschen ist es ja nicht anders… ;) Da zeigt ein Minimum an Distanz ja auch den Respekt gegenüber der Privatsphäre des Anderen. Wenn man dann abends vom Wandern wiederkommt und entdecken muss, dass sich jemand direkt (aber wirklich direkt) neben seinen Zelteingang gestellt hat, obwohl der gesamte, riesige Campingplatz frei ist und derjenige dann auch noch morgens um 5:30 anfängt lautstark rumzulärmen, dann fällt man manchmal echt vom Glauben ab… Zum Glück passiert sowas ja nur ganz selten… ;)

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